Suzie Millers "Prima Facie"
Was ist die Wahrheit? Vielmehr, was ist Wahrheit? Gibt es eine Wahrheit? Diese Fragen eröffnen sich besonders dann, wenn es um Situationen geht, die von den Beteiligten unterschiedlich wahrgenommen und bewertet werden. Die juristische Wahrheit wiederum kann dabei nicht immer allen Parteien gerecht werden. Diese Problematik wird in dem derzeit weltweit viel beachteten Monodrama "Prima facie" von Suzie Miller am Beispiel sexueller Gewalt gegen Frauen thematisiert. Der Clou: Tessa, eine Strafverteidigerin und "Jägerin", die viele Männer, die der sexuellen Gewalt gegen Frauen bezichtigt wurden, zum Freispruch verhalf, wird plötzlich selbst durch einen sexuellen Übergriff eines Kollegen zum Opfer und zur "Gejagten". Zunehmend erkennt sie das Versagen eines von Männern geschaffenen Rechtssystems und erlebt nun selbst, wie sie als Opfer dem Täter rechtlich unterliegen muss.
31 Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr an den Veranstaltungen des Theaterjugendrings teilnehmen, erlebten am Residenztheater eine beeindruckende Inszenierung des renommierten Stücks. Besonders durch die hervorragende schauspielerische Leistung von Lea Ruckpaul konnten wir in die schillernden und wechselnden Facetten der Persönlichkeit von Tessa eintauchen und so ein prägendes Theater-Erlebnis mit nach Hause nehmen.
Christa Kerschl (OStRin)