Berichte

Moderne Medea und La Cenerentola Romantica 

Die letzten beiden Theaterjugendring-Erfahrungen – Euripides‘ „Medea“ am Residenztheater und Rossinis „La Cenerentola“ in der Staatsoper – waren enorm unterschiedlich, aber durchaus begeisterungswürdig. 

Zwei berühmte Frauenfiguren standen wie der Titel schon verrät im Mittelpunkt der letzten beiden Veranstaltungen des Theaterjugendrings: aus der antiken Mythologie Medea, aus dem Märchen das Aschenputtel. 

„Medea“ wurde in einer sehr eindrucksvollen Inszenierung am Residenztheater, die antike und moderne Elemente austarierte - beispielsweise bei der hervorragenden Darbietung des aus älteren und jungen Pro-Medea-Mädchen bestehenden antiken Chors - als eine sehr schillernde Figur greifbar: Zum einen lädt sie durch die Ermordung unter anderem ihres Bruders als später auch ihrer Kinder unermessliche Schuld auf sich. Die Täterin ist jedoch zugleich auch Opfer, da sie von ihrem Ehemann Jason, der durch ihre Dienste profitiert hat, schmählich verstoßen und indirekt aus der Gesellschaft ausgestoßen wird. Rache und Hass als Motivation für ihr Handeln basieren auf persönlicher Enttäuschung und Verbitterung. Euripides gilt als einer der modernsten griechischen Tragödien-dichter. Verstörte er mit seiner psychologisierenden Sicht auf Medea das antike Publikum, konnte er uns als Zuschauer des 21. Jahrhunderts mit gerade dieser facettenreichen Darstellung überzeugen.  

Wer das Märchen in der Variante der Gebrüder Grimm oder die Disney-Verfilmung von „Cinderella“ kennt, hatte keine Probleme, sich in die gesungene Version von Rossinis „Cenerentola“ einzudenken und der Handlung und dem Auf und Ab der Emotionen der Heldin und ihres Prinzen zu folgen. Allerdings gibt es auch ein paar sehr deutliche Unterschiede. Statt einer bösen Stiefmutter gibt es bei Rossini einen bösen Stiefvater und der Prinz ist deutlich aktiver als der in den oben erwähnten Märchen-Varianten, denn er tauscht mit einem seiner Diener die Rollen, um sich das Angebot an Damen aus einer weniger exponierten Position heraus genauer anzusehen. Dadurch gewinnt die Oper ein komödiantisches Verwechslungselement und zugleich ein Alleinstellungsmerkmal. Das schöne Bühnenbild, die romantischen Kostüme und der großartige Gesang trugen natürlich ebenfalls zu einer gelungenen – wenn auch langen – Vorstellung bei.  

Im nächsten Jahr sind weitere Veranstaltungen des Theaterjugendrings geplant. Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10-13 und Ehemalige. Ein Anmeldetermin wird im September/Oktober nächsten Jahres anberaumt. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir erneut eine kulturinteressierte Gruppe, die ihren Horizont erweitern möchte, begleiten dürfen.  

Christa Kerschl und Diana Rumrich