Dachau - „Wißt ihr, auf unseren deutschen Bühnen macht ein jeder was er will“. Dieses bekannte Zitat von Johann Wolfgang von Goethe beschreibt am besten die Parodie: „Die Tantaliden, Iphigenie und ich“ des Q12 P-Seminars von Frau Eham am Ignaz-Taschner-Gymnasium seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“.
Die von Morden und Intrigen geprägte Geschichte der Tantaliden beginnt mit dem Stammvater Tantalus (Sebastian Hofner), der die Götter austricksen will und dafür bestraft wird. Jahre später opfert einer seiner Nachfahren, Agamemnon (David Huss), seine eigene Tochter um gegen Troja in den Krieg ziehen zu können. Diese wird jedoch von der Göttin Diana (Alexandra Reger) gerettet und nach Tauris verschleppt. Dort ist sie die Opferpriesterin Dianas und muss sich den Avancen von Thoas, dem König von Tauris (Sebastian Hofner), aussetzen. Die Lage spitzt sich zu, als Iphigenie seinen Heiratsantrag ablehnt und gleichzeitig ihr Bruder Orest zusammen mit Pylades auf der Insel ankommt. Da Thoas die Menschenopfer aus Frust nun wieder einführen will, ist Eile geboten. Als sie jedoch von Thoas und seiner Dienerin Arka (Angelika Fleischmann) entdeckt werden, kommt es zum Showdown zwischen Orest und dem König. Sie spielen um den Sieg „Schere, Stein, Papier“. Orest gewinnt bei diesem Spiel und somit dürfen sie nach Hause reisen. Am Ende erfährt der Zuschauer was aus den Leben der einzelnen Charaktere geworden ist: Orest hat seinen Therapeuten umgebracht und sich für geheilt erklärt, die modebewusste Arka hat seine eigene Boutique eröffnet und ist Jurymitglied in einer Castingshow, Thoas hat seine wahre sexuelle Identität entdeckt und einen Busfahrer geheiratet, der zielorientierte Pylades ist nun Berater im Weißen Haus, das Orakel wurde wegen Drogenbesitzes verhaftet, Iphigenie versucht ihre Alkoholprobleme in den Griff zu bekommen und die Göttin Diana wurde … auf dem Schiff vergessen.
Das Bühnenbild besteht einzig und allein aus großen, weißen Holzklötzen, einem schwarzen Vorhang und ist sehr einfach gehalten. Zwischen den einzelnen Szenen werden die Holzklötze immer wieder neu positioniert. Durch das schwache bläuliche Licht kann der Zuschauer dies mitverfolgen. Dadurch wird jedoch Spannung aus dem Stück genommen. Am Rand sitzt der Erzähler in seinem Stuhl und neben ihm befinden sich Kerzen und ein CD-Player. Außerdem wird durch gezieltes Einsetzen von Musiktiteln die Handlung untermauert. Soundeffekte, wie das Zurückspulen eines Tonbands oder der Hall auf der der Stimme des Orakels verleihen den Szenen ihre besondere Note. Die schauspielerischen Fähigkeiten der einzelnen Charaktere wurden dem Publikum bewusst, da die Rollen ständig gewechselt wurden. Jedoch hat jede Figur ein modisches Merkmal zur ansonsten schwarzen Kleidung, an denen sie zu erkennen sind. Da manche Schauspieler ihre Rollen beibehalten haben, überzeugten sie mehr als andere. Jeder Schauspieler, der durch seinen eigenen Charakter und seine Rolle beeinflusst wurde, sprach in einem Jugendjargon, was das Stück sehr modernisierte. Die Zuschauerreaktionen fielen durchaus positiv aus.
Alles in allem ist dem P-Seminar die Umsetzung von Goethes Drama in eine Parodie sehr gut gelungen. Man muss kein begeisterter Goethe-Leser sein, um einen unterhaltsamen Abend genossen zu haben.
Florian Drahtmüller
Lisa Kappes
Kevin Kufner