Zeitzeuge spricht am Ignaz-Taschner-Gymnasium
Am 31. Januar 2008 kam Martin Löwenberg, geboren am 12. Mai 1925 in Breslau, an unsere Schule und berichtete dort den Schülerinnen und Schülern der neunten Klassen über seine Jugend im Dritten Reich. Das Zeitzeugengespräch fand zum Gedenktag der Befreiung des KZ Auschwitz statt.
Löwenberg erzählte anschaulich und konzentriert vom 30. Januar 1933, dem Tag, am dem Hitler Reichskanzler wurde. In seinem Elternhaus herrschte damals große Unruhe.
Als Halbjude mit einer arischen Mutter war Löwenberg zunächst nirgends ausgeschlossen, durfte die Schule besuchen und musste noch keinen Judenstern tragen. Damals wollte er auch unbedingt zur Hitlerjugend, wie seine Freunde, wo es Lederfußbälle und Fußballstiefel gab. „Wir mussten barfuß auf der Straße Fußball spielen“, erinnert sich Löwenberg. Aber seine Mutter, eine überzeugte Sozialistin, blieb eisern und erlaubte den Beitritt zur HJ nicht.
Ausführlich berichtete er, wie 1941 seine jüdischen Verwandten von SS-Leuten abtransportiert und in Gefängnisse verschleppt worden sind. „Faschismus hätte verhindert werden können, wenn Antinazis und Demokraten die Gefahr rechtzeitig erkannt hätten und gemeinsam den Kampf gegen die braune Pest geführt hätten“, das war für Martin Löwenberg immer ganz klar gewesen.
Im Mai 1944 wurde er dabei erwischt, wie er an polnische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter Brotmarken verteilte, woraufhin er ins KZ Flossenbürg gebracht wurde. Anschließend kam er ins lothringische Longwy, wo er in einem unterirdischen Rüstungsbetrieb schwerste Zwangsarbeit verrichten musste. Im tschechischen Lager Leitmeritz wurde er am 7. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.
Seit 1948 lebt Martin Löwenberg in München und engagiert sich politisch in Antifaschismus-Ausschüssen. Außerdem ist er in den vergangenen eineinhalb Jahren an 40 Schulen gewesen, um dort Jugendlichen von dem zu erzählen, was er durchmachen musste.
Die Schülerinnen und Schüler waren interessiert bei der Sache und folgten den Berichten sehr aufmerksam. Gleichwohl waren sie auch schockiert von alldem, hörten sie doch Ausführungen über eine schreckliche Vergangenheit aus erster Hand.
Christian Schiller, ITG